“Fallen Leaves” ist ein typischer Kaurismäki Film mit minimalistischer Inszenierung, lakonischem Dialog und melancholischen wie humorvollen Nebentönen. Diesmal erzählt der Finne die Geschichte von Ansa, (Alma Pöysti) und Holappa (Jussi Vatanen), die sich zufällig in einer Karaoke Bar in Helsinki kennenlernen. Wie in vorherigen Werken gilt Kaurismäki Sympathie dem Arbeitermilieu. Folglich stehen im Mittelpunkt die Alltagsschwierigkeiten und -herausforderungen der einfachen Menschen, wobei er deren Würde und Menschlichkeit betont. Demgegenüber übt er subtile Kritik an wirtschaftlichen und politischen Missständen wie an der Ausbeutung der Arbeitnehmenden in der Industrie, im Bauwesen und im Dienstleistungsbereich: Bullshit-Jobs, Bagatellkündigungen, aber auch Russlands Verbrechen im Ukraine-Krieg kommen zur Sprache. Ansa arbeitet im Supermarkt. Da sie ein Sandwich mit abgelaufenen Haltbarkeitsdatum in ihre Tasche einsteckt, anstatt die Stulle im Müllcontainer der Firma zu entsorgen, wird sie entlassen. Holappa ereilt das gleiche Los. Kraft eines defekten Sandstrahlkompressors reinigt er tagtäglich verrostete Metallstücke. Ein Arbeitsunfall offenbart letztendlich Holappas Alkoholsucht. Trotz trostloser Berufsperspektiven bleibt ein untergründiger Lebensoptimismus bestehen durch eine unerwartete romantische Beziehung, die Kaurismäki in seiner Erzählung zwischen den beiden Schicksalsgenossen aufblühen lässt. Holappa erkennt schließlich: Sein stilles, einsames vor sich hin Saufen entknotet seinen Lebensfrust nicht. Die Alternative lautet: Investiere besser in die Liebe.
Wenn auch die gezeigte Welt in Fallen Leaves wie gestern aussieht, bleiben die dargestellten Probleme topaktuell: Wachsende Armut, Bürokratismus, apokalyptische Kriegsmeldungen. In „Fallen Leaves“ zeigt Kaurismäki die Schönheit in der Einfachheit des Lebens, indem er die kleinen Alltagsfreuden wie beispielsweise die Besuche in der Karaoke Bar oder im Kino hervorhebt. Um sich auf das Leben in seiner einfachsten Form zurückbesinnen zu können, braucht es, neben menschlicher Solidarität, eine gesellschaftliche Entschleunigung. Demgemäß lädt der Film „Fallen Leaves“ auf eine langsame Erzählgeschwindigkeit ein und sich auf eine Art des Filmemachens einzulassen, die sich deutlich vom Mainstream-Kino unterscheidet: Zurzeit im Ciné Utopia.